Barrierefreies Webdesign ein zugängliches und nutzbares Internet gestalten

Die sehr kurze Geschichte von Webstandards veröffentlicht in 2011

Die Kinderjahre des Webs

In der noch recht jungen Geschichte des Webdesigns gibt es bereits zahlreiche Entwicklungen im Bereich der Layout-Techniken:

1991
Sir Tim Berners-Lee veröffentlichte die erste Website. Sie war einfach aufgebaut und erklärte den Zweck des World Wide Web. Extern, englischsprachig: Eine Kopie von Berners-Lee Erklärung aus 1992 hat das W3C später online gestellt. Die Webseiten aus den Kinderjahren des Webs waren durchweg schlicht, denn HTML erlaubte nur wenige Strukturierungsmöglichkeiten. So war beispielsweise das Einbinden von Bildern und Tabellen in ein HTML-Dokument erst später möglich.
1994
Das World Wide Web Consortium (W3C) wurde mit dem Ziel gegründet, Standards für das Web zu formulieren.
1995
Extern, englischsprachig: Die erste HTML-Spezifikation (HTML 2.0) erschien. Die Spezifikation erlaubte weiterhin nur einfach-strukturierte und einspaltige Seiten.
1996
Extern, englischsprachig: CSS1 wurde veröffentlicht. Die Unterstützung durch Browser ist noch schwach.
1997
  • Die nächste HTML-Spezifikation erschien mit Extern, englischsprachig: HTML 3.2. Mit den jetzt möglichen Tabellen begannen Webdesigner Webauftritten eine Struktur in Form von Navigationsleisten zu geben und stellten zwei- und mehrspaltige Layouts online.
  • Die Firma Macromedia veröffentlichte zwei Techniken zur Gestaltung von Webseiten: Shockwave, entwickelt für CD-ROMs aber auch einsetzbar im Web, und Flash boten viele Funktionen, HTML mit multimedialen und dynamischen Inhalten zu ergänzen. Beide mittlerweile zu Adobe gehörenden Techniken sind für ein barrierefreies Webdesign problematisch, wenngleich es mittlerweile Extern, englischsprachig: Techniken für barrierefreie Flash-Anwendungen gibt.
  • Dynamisches HTML (DHTML) ist mit der Einführung des Internet Explorer 4.0 ein Schlagwort der späten 1990er Jahren. Es beschreibt die Kombination von vor allem JavaScript und HTML sowie manchmal auch serverseitiger Skripte. Zusammen mit Flash bot DHTML Webdesignern die Möglichkeit, interaktivere Webanwendungen aufzubauen.
1998
Extern: CSS 2.0 ist fertig. Tabellenlayouts beherrschten trotzdem immer noch das Webdesign der späten 1990er. Das lag zum einen daran, dass Browser die CSS-Spezifikationen nicht gut unterstützten und zum anderen, dass WYSIWYG-Editoren ohne Unterstützung für CSS-Design verstärkt eingesetzt wurden.
1999
Die Extern, englischsprachig: HTML 4.01 Spezifikation wurde verabschiedet. Das W3C hatte Ende der 1990er jedoch Schwierigkeiten, mit der Browserentwicklung Schritt zu halten und die de-facto-Webstandards zu spezifizieren, da zum Beispiel Frames "schon längst" von Browsern unterstützt wurden. Mit Frames konnte der Problematik des schnelleren Ladens und Aufbaus neuer Seiten entsprochen werden, indem nur Teile (einzelne Dokumente innerhalb des Browserfensters) neu aufgerufen werden mussten. Gleichzeitig gab es Kompatibilitätsprobleme mit Screenreadern und die Textversion wurde geboren.
1999
Noch vor der Jahrtausendwende veröffentlichte das W3C die Extern, englischsprachig: Web Content Accessibility Guidelines 1.0. Obwohl das Web von Beginn an geräteunabhängig möglich konzipiert war, hatte die Entdeckung des Webs durch die Wirtschaft dazu geführt, dass immer neue Techniken durch die Browserhersteller eingeführt wurden. Die Webstandards zur Barrierefreiheit sollten insbesondere – aber nicht nur – die Kompatibilität mit technischen Hilfsmitteln wie Screenreader sicherstellen.

Neuere Webstandards

2000
CSS-Design wurde erst jetzt, mit Netscape 6 als Nachfolger des Netscape 4, praxistauglich. Bis dahin war, neben der allgemein mangelnden Unterstützung durch die Browser, kaum ein Webdesigner in der Lage, CSS-Designs zu erstellen. Mit CSS gestaltete Seiten sind generell schneller geladen und zusammen mit den höheren Bandbreiten führte diese Technik Extern, englischsprachig: zu einem deutlich schnelleren Web. Durch die Trennung von Inhalt und Layout und die Unterstützung in allen neueren Browsern, ist das Potenzial von CSS gegeben, Tabellen zu Layoutzwecken komplett zu verdrängen. Flash und JavaScript können hingegen mit CSS nicht ersetzt werden.
Seit ca. 2005
Browserübergreifend kann JavaScript in Kombination mit dem XML-http-Request eingesetzt werden. Die als Asynchronous JavaScript and XML (AJAX) bezeichnete Technik macht ein dynamisiertes und barrierefreies Austauschen von Inhalten auf einer Seite möglich. Es handelt sich zwar nicht um eine Layout-Technik, aber die prinzipiell beliebige Verwandlung einer Seite hat großen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung. Außerdem ist durch die Manipulation von Attributen und anderer Knoten im DOM-Baum des Browsers das grafische Design austauschbar.
2008
Die Situation hat sich seit den 1990er verkompliziert. Dies hat u.a. damit zu tun, dass das Prozedere des W3C zur Veröffentlichung von Webstandards geändert wurde. Damit eine recommendation offiziell veröffentlicht werden kann, bedarf es mindestens zwei konformer Browser-Umsetzungen. Neun Jahre wurde daher an dem Nachfolger der WCAG 1.0 gearbeitet.
Die Extern, englischsprachig: Web Content Accessibility Guidelines 2.0 werden kurz vor Jahresende veröffentlicht. Gegenüber der Vorgängerversion werden die Anforderungen einerseits auf technisch überprüfbare Aspekte beschränkt und andererseits auf die Vielfältigkeit des Webdesigns ausgeweitet. Die Anforderungen werden dabei technikneutral formuliert.
2011
Mit Extern, englischsprachig: CSS 2.1 erschien 13 Jahre nach der Vorgängerversion eine fehlerbereinigte und an die Praxis angepasste CSS-Spezifikation. Interessanterweise stellt dieser Webstandard eine Reduktion der Spezifikation aus 1998 dar — einige Teile hatten sich als nicht praxistauglich erwiesen.

Sicher gibt es weitere Entwicklungsschritte des Webs. Es können zahlreiche Techniken schon heute für die Webgestaltung eingesetzt werden, auch wenn sie noch kein Webstandard sind. Dazu zählen die Entwürfe für Extern, englischsprachig: HTML5, Extern, englischsprachig: CSS3 oder Extern, englischsprachig: ARIA.