Minimale Schriftgrößen für das Web veröffentlicht in 2012
Mindestschriftgröße und Browser
Je größer ein Bildschirm ist, desto größer wird der Sehabstand und desto größer muss die tatsächliche Schriftgröße am Bildschirm sein, um flüssig gelesen werden zu können. In den Techniken der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0 wird dieses Thema in zwei empfohlenen Techniken zu Erfolgskriterium 1.4.4 aufgegriffen bzw. tangiert:
Providing large fonts by default (future link)
Avoiding scaling font sizes smaller than the user-agent default (future link)
Beide Techniken sind noch nicht dokumentiert. Sie laufen aber darauf hinaus, die voreingestellte Schriftgröße des Browsers (meist 16px) als Maßstab für die Ausgangsschriftgröße zu setzen. Wohl gemerkt, es handelt sich um Techniken und nicht Erfolgskriterien, d.h. sie stellen nur eine Möglichkeit dar, die Anforderungen an Textvergrößerung zu erfüllen.
Möglichkeiten der Textvergrößerung
Die Verwendung größere Schriftgrößen ist für die Bildschirmdarstellung wahrscheinlich nicht durchsetzbar, auch wenn es gute Gründe dafür gibt. Die meisten Browser haben eine Ausgangsschriftgröße für Text von 16px, aber auf den meisten Webauftritten wird die Schriftgröße auf 11-12px ausgeliefert. Was tut aber ein Nutzer, der Texte erst bei 16px entspannt lesen kann?
Bei einer Vergrößerung von 12 auf 16px handelt es sich um eine Vergrößerung auf 133%. Vergrößerungssysteme kommen bei solchen kleinen Vergrößerungsfaktoren eher nicht in Betracht. Vielmehr hängt es vom Webdesign ab, ob kleine Vergrößerungsstufen möglich sind:
- Der Seitenzoom des Browsers kann verwendet werden. Seitenzoom kann den unerwünschten Nebeneffekt haben, dass horizontal gescrollt werden muss. Seitenzoom führt außerdem in manchen Situationen zu Textüberlagerungen und abgeschnittenen Texten.
- Wenn die Seite über einen Style-Switcher verfügt, der Textvergrößerung erlaubt, dann ist diese Möglichkeit sicher hilfreich.
- Wenn weder Seitemzoom funktioniert noch ein Style-Switcher verfügbar ist, dann kann in allen gängigen Browsern (bis auf Opera) versucht werden, ob die reine Schriftvergrößerung funktioniert.
Der Nutzer kann auch im Browser die Mindestschriftgröße angeben. Gängige Browser wie Firefox, Safari oder Opera bieten diese Möglichkeit an. Mit dieser Einstellung kann erzwungen werden, dass Texte mit kleineren Schriftgrößen auf eine einheitliche Mindestschriftgröße vergrößert werden.
Mindestschriftgröße in Firefox 9
Allgemein gilt für die Einstellung der Mindestschriftgröße das Gleiche wie für Seitenzoom oder reine Schriftvergrößerung: Es kann auf Webseiten zu Textüberlagerungen oder abgeschnittenen Texten kommen. In älteren Versionen von Opera und Firefox kann es durch andere Vererbungsprinzipien zu riesengroßen Texten kommen.
Der Internet Explorer bietet keine Möglichkeit, eine Mindestschriftgröße für die Textdarstellung einzustellen. Anstatt dessen können die Schriftgrößenangaben einer Webseite ignoriert werden und dann kann die Standard-Schriftgröße (16px) auf bis zu 24px vergrößert werden.
Webdesign und Nutzereinstellungen
Für das Webdesign stellt sich die Frage, ob Nutzereinstellungen wie eine Mindestschriftgröße abgefangen werden müssen. Das Thema wird in den WCAG 2.0 nur gestreift: Während die Nutzereinstellungen für Farbe entsprechende Berücksichtigung in den dokumentierten Techniken finden, werden Einstellungen zur Schriftgröße und Schriftart bestenfalls "erwähnt". Die allgemeine Technik G179 liefert einige Hinweise zur reinen Schriftvergrößerung und Layout, nämlich dass es weder zu abgeschnittenen Texten noch zu Textüberlappungen bei reiner Schriftvergrößerung kommen darf. Die Berücksichtigung von Nutzereinstellungen für eine Mindestschriftgröße wird aber auch dort nicht erwähnt.
Vorausgesetzt ein Nutzer stellt die Mindestschriftgröße in seinem Browser ein, was können Webentwickler tun, diese Einstellung abzufangen? Die Antwort, die auf der Hand liegt, ist der Einsatz eines elastischen Layouts, in dem die Breite von Textblöcken an der Schriftgröße angepasst wird. Vor allem Spaltenbreiten in em werden ein akzeptables, d.h. mit der Konformitätsstufe AA kompatibles Ergebnis liefern. Etwas aufwändiger ist die Bereitstellung eines flüssigen Layouts.
Internet Explorer bietet keine Möglichkeit, die Mindestschriftgröße einzustellen. Auch bei der browserspezifischen Einstellung, Schriftgradangaben zu ignorieren, hilft ein elastisches oder flüssiges Layout.
Wenn em-Einheiten für Spaltenbreiten nicht eingesetzt werden, muss sichergestellt werden, dass Inhalte und Funktionen auch bei der Einstellung einer Mindestschriftgröße zugänglich bleiben. In einem absoluten Layout kann z.B. mit Silbentrennung oder mit overflow:scroll
gearbeitet werden. In allen Situationen ist es aber wichtig, dass Vergrößerung bis 200% der Ausgangsschriftgröße nicht zu Textüberlagerungen oder abgeschnittenen Texten kommt.
Der Beitrag Minimale Schriftgrößen für das Web besteht aus folgenden einzelnen Webseiten:
- Mindestschriftgröße und Bildschirme
Die Maßeinheit für eine Mindestschriftgröße am Bildschirm ist die Bogenminute.
- Mindestschriftgröße und Browser
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